Let’s Play – Kunden besser verstehen mit Innovation Games
von Clemens Böge
Vor kurzem hatte ich das Vergnügen, an einem Workshop zum Thema Innovation Games teilzunehmen (Danke an dieser Stelle an Michael Laussegger und Die Projektur). Da ich nun also ein offizieller Innovation Games ® Trained Facilitator bin und auch das dazu gehörige Buch von Luke Hohmann gelesen habe, hier ein paar Eindrücke und Ideen dazu.
Was sind die Innovation Games (IG)?
Aus meiner eigenen Beraterperspektive würde ich die IG ganz allgemein als Gruppenübungen oder (ganz systemisch) als Interventionen bezeichnen, die in einem Workshop-Setting eingesetzt werden. Es geht dabei – wen wundert’s – nicht ums Gewinnen, sondern vor allem darum, auf spielerische Art und Weise Kunden besser verstehen zu lernen und Insights zu generieren, um daraus wiederum unternehmerische Entscheidungen abzuleiten. Insofern kann man die IG auch als ein Instrument qualitativer Marktforschung ansehen.
Beispiel gefällig?
Im Spiel „Buy a Feature“ arbeiten Kunden in einer Gruppe gemeinsam an der Frage, welche Merkmale, Eigenschaften oder sonst wie tollen Extras ein Produkt / eine Dienstleistung in Zukunft haben soll. Dazu hat jeder Spieler ein begrenztes Budget an Spielgeld und kann entsprechend der eigenen Präferenzen aus einer Liste an Features auswählen und diese dann „kaufen“. Manche Features übersteigen jedoch das individuelle Budget und die Kunden müssen diskutieren und verhandeln, um die gemeinsame Wunsch-Kombination umsetzen zu können.
Was ist neu an IG?
Tatsächlich kommt mir das eine oder andere durchaus bekannt vor. So sind die Games „Speed Boat“ und „Prune the Product Tree“ schöne Umsetzungen für den in der systemischen Beratung so beliebten Einsatz von Metaphern. „Remember the Future“ ist in ähnlicher Form ebenfalls ein klassisches Tool von Prozessberatung und Coaching (z.B. als Retropolation bei Doppler/Lauterburg). Andere Spiele hingegen sind zumindest mir neu und auch der Rahmen, in den das Ganze eingebettet ist, ist eigenständig und zeugt von viel praktischer Erfahrung des Autors und seines Teams.
Was kann das?
Zunächst einmal bieten die 12 Games tolle neue Ideen für die Gestaltung von Innovationsprozessen – und dies unter Einbeziehung der Kunden. Zwar lassen sich viele der Spiele auch für andere Kontexte adaptieren, z.B. für die Teamentwicklung. Es ist aber insbesondere diese klare Fokussierung auf die Kundenperspektive, die ich spannend finde. Das macht IG als qualitatives Marktforschungstool interessant und lässt gleichzeitig schon Elemente von Co-Kreation durchschimmern. Gerade für Marketingleute eine lohnende Sache. Das Buch widmet auch der Vor- und Nachbereitung der Spiele viel Aufmerksamkeit, was vor allem für weniger erfahrene Workshop-Organisatoren sehr hilfreich ist.
Dafür muss man zum einen damit leben, dass der Autor eher aus der Software-Ecke kommt und diese Tatsache in den Games sowie im Wording (new release, feature, product requirements…) immer mitschwingt. Zum anderen ist IG sehr deutlich als Beratungsprodukt erkennbar, um das eine clevere Marketingstrategie aufgebaut wird. Macht’s aber irgendwie auch glaubwürdig.
Ich freue mich jedenfalls schon, „Product Box“, „Buy a Feature“ oder Speed Boat“ demnächst im Kontext eines Workshops zu spielen.