Werkzeugkiste: Teamentwicklung mit Musik
von Clemens Böge
Als musikbegeisterter Mensch und Freizeitmusiker, der ich nun mal bin, liegt es natürlich nahe, dieses Thema auch in die beraterische Arbeit mit Teams zu integrieren. Dazu hatte ich in letzter Zeit mehrfach Gelegenheit. Hier ein kurzer Einblick in das entsprechende Fach der Werkzeugkiste der Beraterei.
Instrumente (und was, wenn nicht?)
Hilfreich ist es natürlich, eine gewisse Grundausstattung an einfach zu spielenden Instrumenten zu haben. Dazu gehören vor allem Rhythmusinstrumente aller Art, wie Trommeln, Shaker, Kastagnetten, Klanghölzer, Triangel usw. Alles also, womit man ohne große Erfahrung und ohne besonderes Talent einfach und schnell Musik machen kann. Aus eben diesem Grund eignen sich Melodie- bzw. Harmonie-Instrumente weniger.
Wenn man keinen Zugriff auf echte Instrumente hat und die Kosten dafür vermeiden möchte, kann man auch einfach mit den Dingen arbeiten, die zur Verfügung stehen. Die Teilnehmer können dann einfach aufgefordert werden, sich Alltagsgegenstände zu suchen und damit zu musizieren. Üblicherweise schnell zur Hand sind z.B. Gläser, Tassen, Besteck, Schlüsselbund, Stifte zum Trommeln und natürlich der eigene Körper, der „bespielt“ werden kann.
Musikalische Aufgaben
Ein denkbarer Einstieg in die musikalische Arbeit mit einer Gruppe ist natürlich die freie Improvisation. Alle schnappen sich ein Instrument und los geht’s. Es gibt keine große Aufgabenstellung, kein Ziel, das Ganze ist eher ein Warm Up z.B. am Beginn eines Workshop-Abschnitts. Funktioniert sicher nicht mit jeder Gruppe – mit mir im übrigen auch nicht (ich bin auch kein großer Freund von Trommel-Workshops). Ist mir ein wenig zu plan- und ziellos.
Spannender finde ich z.B. die Aufgabe, einen gemeinsamen Team-Groove zu entwickeln. Dazu wählt zunächst jede Teilnehmerin ein Instrument aus. Je nach Ziel und Thema des Workshops kann man dabei den Führungskräften die erste Wahl überlassen. Im nächsten Schritt stellt/spielt jeder sein Instrument kurz vor und beschreibt, was ihn bei der Auswahl besonders angesprochen hat. An dieser Stelle kann also auch gut die Arbeit mit Metaphern integriert werden. Dann geht es darum, dass eine Person (kann die Führungskraft sein) zu spielen beginnt und die anderen nacheinander, in festgelegter Reihenfolge einsteigen. Jeder muss also erstmal genau hinhören und sich an dem orientieren, was schon da ist, um dann etwas Eigenes hinzuzufügen, bis schließlich ein gemeinsames Ganzes entsteht. Der Schluss kann entweder von der Person eingeleitet werden, die begonnen hat, oder die Teilnehmer hören nacheinander in der gleichen Reihenfolge wieder auf, in der sie begonnen haben. Man kann die Übung einfach als Aufwärmübung nutzen und das Ergebnis so stehen lassen, oder natürlich über Reflexionsfragen weiter bearbeiten. Relevante Themen können u.a. Führung, Kommunikation oder das Spannungsfeld Homogenität/Heterogenität sein.
Als nächste Ausbaustufe kann man die Aufgabe stellen, als Team-Orchester ein eigenes Musikstück zu erfinden und aufzuführen. Vorgaben sind dabei eine bestimmte Anzahl von Sätzen, ein gewisse Mindestdauer, die Beteiligung aller Team-Mitglieder und die Vorbereitungszeit. Bei der anschließenden Reflexion geht es auch in dieser Variante vor allem um Themen wie Kommunikation, Kooperation und Führung. Gerade in der Anfangsphase lassen sich erfahrungsgemäß viele interessante Beobachtungen machen: Wie geht das Team an die Aufgabe heran? Wer übernimmt wie Führung? Welche Rollen werden verteilt?… Durch die abschließende Aufführung kommt außerdem noch die Ebene der Außenwirkung des Teams dazu.
Kindergarten?
Natürlich haben derartige Übungen immer etwas kindlich-spielerisches. Die Bereitschaft zum Mitmachen ist jedoch erfahrungsgemäß sehr hoch, auch und gerade bei Gruppen, deren Arbeitsalltag sehr weit entfernt scheint. So hatte eine rein männliche Gruppe von Top-Managern mit technischem Hintergrund ebenso Spaß am Musizieren, wie ein vorwiegend weibliches Finanz- und Buchhaltungs-Team.
Vor allem aber wird durch die spielerische, erlebnisorientierte Herangehensweise vieles sichtbar, was sich auch im vermeintlich „echten“ (Arbeits-)Leben so oder so ähnlich abspielt. Dadurch werden Themen bearbeitbar, die sich einer rein kognitiven Bearbeitung durch stundenlange Diskussionen entziehen. Spannender und lustiger ist es so allemal.