Lesenswert: Das Peter-Prinzip
von Clemens Böge
Möglicherweise ist es vollkommen überflüssig, über einen Klassiker dieses Formats weitere Zeilen zu verbreiten. Immerhin ist „Das Peter-Prinzip oder Die Hierarchie der Unfähigen“ schon 1969 erschienen und seitdem sicher oft genug zitiert und rezensiert worden. Wenn ich dem noch etwas hinzufüge, dann erstens, weil ich das Buch mit Genuss gelesen habe und zweitens, weil erstaunlich viele Menschen seinen satirischen Charakter anscheinend nicht sofort erkennen können. So fällt schon vor der Bestellung auf, dass das Buch stark polarisiert und immerhin knapp ein Viertel der Rezensionen zu einem katastrophalen Urteil kommt:
„Der Schreibstil ist so, als ob er sich an geistig Unterbemittelte richtet, der Inhalt ist vollkommen unsinnig und ohne jeden Nutzwert.“
„Insgesamt ist das Buch vollkommen überflüssig und weder gut noch besonders unterhaltsam geschrieben.“
„Das Buch scheint nur ein Ziel zu haben: Verwirrung des Lesers.“
Kern des Peter-Prinzips und Grundlage der ganzen Erregung ist ein relativ einfacher und knapper Satz: „In einer Hierarchie neigt jeder Beschäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen.“ In der Konsequenz bedeutet das, dass viele Menschen in Unternehmen und der Verwaltung keine sinnvolle Arbeit mehr machen, da sie dazu in ihrer Position nicht mehr in der Lage sind. Sie sind einfach einmal zu oft befördert worden. Die Arbeit machen diejenigen, die ihre Stufe der Inkompetenz noch nicht erreicht haben. Diese eigentlich schlichte Idee ist vor allem deshalb so einleuchtend, weil jedem Leser sicher sofort diverse Beispielen einfallen (speziell unter den eigenen Vorgesetzten, natürlich).
In weiterer Folge wird es dann aber skurril. Angefangen bei der Behauptung, eine neue Wissenschaft, die „Hierarchologie“ gegründet zu haben, über die vielen phantasiereich benannten Phänomene rund um das Peter-Prinzip („geräuschlose Sublimierung“, „seitliche Arabeske“), bis hin zu den Namen von Personen und Firmen angeblicher Fallbeispiele (die Bulkeley-Kühltransporte AG beauftragt die Beraterfirma Speedwell und Trimmer) – alles ist herrlich pseudo-wissenschaftlich und wunderbar paradox. Gleichzeitig steckt in den grundlegenden Ideen aber immer so viel Sinn, dass man doch etwas ins Grübeln kommt.
Dies spätestens dann, wenn die Autoren ihre Theorie auf die Entwicklung der gesamten Menschheit übertragen. Haben wir vielleicht auch schon unsere Stufe der Unfähigkeit erreicht? Droht uns das gleiche Schicksal wie den Dinosauriern? Die aus dem Peter-Prinzip abgeleiteten Maßnahmen könnten dem angeblich entgegen wirken, indem sie Arbeitskraft, Phantasie und Enthusiasmus freisetzen und damit eine insgesamt nachhaltigere und ökologisch orientierte Lebensweise ermöglichen. Da ist dann doch irgendwie Schluss mit Satire und man staunt über derartige Ideen aus dem Jahr 1969.
Juni 11, 2013 at 11:24 am, Lesenswert: Parkinsons Gesetz | Beraterei Böge said:
[…] Im Regal direkt neben diesem Werk steht übrigens “Das Peter Prinzip”, über das ich in diesem Blog bereits berichtet habe (Link). […]